Japan: ist es die Kirschblüte wirklich wert?

Japan: ist es die Kirschblüte wirklich wert?

Heyy,

ich durfte auf meinem Trip die unglaubliche Möglichkeit ergreifen und zur Kirschblütenzeit nach Japan fliegen. In Seoul hab ich mir den günstigsten Flug herausgepickt und ab gings in ein neues Abenteuer voller Überraschungen. 

Meine Route:

Nach einigen wenigen Tagen Recherche stand meine Route fest: Hiroshima-Kyoto-Osaka-Tokio. Gefolgen bin ich nach Fukuoka, da der Flug viel günstiger war als gleich nach Hiroshima. Daher war meine erste Amtshandlung in Japan gleich das Zugfahren mit einem Highspeedtrain und was soll ich sagen, ist schon etwas Tolles.

Jedenfalls habe ich mich natürlich sehr an der Blütezeit der Kirschblüten orientiert, welche laut den Vorhersagungen den Höhepunkt am 1. April in Kyoto und am 2. April in Osaka erreichen sollte.

Daher mein Zeitraum:

29.3.-30.3.: Hiroshima;

30.3.-1.4..: Kyoto;

1.4.-4.4.: Osaka;

4.4. - 9.4.: Tokio.

Gesamt: 12 Tage. Es haben aber trotz guter Planung einige Überraschungen auf mich gewartet. 

Hiroshima: 

Nach ca. 1h30 von Fukuoka bin ich auch schon in Hiroshima angekommen und mir hat die Stadt auf den ersten Blick sehr gut gefallen. So bizar es klingen mag, aber mir gab sie ein sehr friedvolles Gefühl. Vor allem verglichen mit Seoul. Die Spuren der Vergangenheit sind allerdings doch spürbar und auch ersichtlich, mitten im Stadtzentrum befindet sich ein stehen gebliebenes Gebäude vom Atombombenangriff von 1945. Auch eine freie Ausstellung gibt es die auf das Thema aufmerksam macht und selbstverständlich ein Denkmal. Weiteres hat mir aber auch der Stadtkern gut gefallen. In Japan ist es generell üblich dass die Einkaufsstraßen alle lange überdachte Straßengänge sind wo man alles findet was man braucht. Was mir aber an Hiroshima so unglaublich gut gefallen hat, war dass es nicht so überlaufen war wie der Rest. Und das heisst die Preise waren ebenfalls erschwinglicher. Für mich gabs am Abend meine ersten japanischen Ramen und Dumplings, für umgerechnet 6€. 

Gebäude von 1945

Kyoto:

Am nächsten Tag gings mittags weiter nach Kyoto, wo ich eigentlich den Hochpunkt der Kirschblüte sehen wollte und dementsprechend für meine Unterkunft auch den Kirschblütenpreis ( also sehr viel mehr) bezahlt habe. Eigentlich. Denn aufgrund einer längeren Kältewelle blühten die Bäume nicht wie erwartet, nein die Hochblütezeit hatte über eine Woche Verspätung. Also keine Kirschblüten für mich, nur eine Stadt die komplett voller Touristen war. Ich muss auch ehrlich sagen, von allen vier Städten in Japan, hat mir Kyoto am schlechtesten gefallen und das lang definitiv an den Menschenmassen. An bekannteren Fußwegen konnte man sich kaum mehr durch die Massen schlängeln, Märkte waren komplett überfüllt, genauso wie Cafes und Restaurants. Deshalb habe ich die Zeit dort auch etwas ruhiger angehen  lassen und bin den ganz großen Massen lieber aus dem Weg gegangen. Aber japanisches Streetfood, genauso wie japanische Gebäcke habe ich versucht und Matcha habe ich für mich neu entdeckt. Bei japanischen Streetfood gibt es häufig gebratene Nudeln und Dumplings, aber auch Fried Rice oder mit Käse gefühlte Palatschinkendinger (irgendwie so ähnlich) hab ich auch ausprobiert. Generell sollte man aber wie bei jedem Streetfood auch das japanische mit Vorsicht genießen denn Hygiene war nirgends groß geschrieben. Zu den weltbekannten Shrine Fusimi Inari bin ich natürlich auch gefahren und dort konnte ich dann auch den ein oder anderen Kirschblütenbaum in Frühblüte entdecken. Außerdem bin ich noch um den großen Massen entfliehen zu können zu einem kleineren Park etwas außerhalb gefahren. Dort sind diese traditionellen japanischen Boote auf dem Fluss gefahren, allerdings waren es so viele, dass es seine Charme schon etwas verloren hatte. Dennoch bekam ich wieder einige frühe Kirschblüten zu gesicht. Am letzten Tag in Kyoto habe ich mir am Morgen Gebäcke beim Bäcker geholt und mich zum Sonnen an den Fluss gelegt und dort hat mir dann ein Adler meinen Muffin gestohlen. Aber was solls, weiter gings nach Osaka. 

Typischer japanischer Shrine in Kyoto

Osaka:

Grundsätzlich sind die Hostelstandarts in Japan relativ hoch. Meistens hat man seine eigene kleine Kabine mit Vorhang, aber dieses Hostel hat was die Privatsphäre angeht all meine Erwartungen übertroffen. Ich hatte quasi ein Privatzimmer mit einem Vorhang anstatt eine Tür und das um nicht mal 30€ pro Nacht. Leider waren die Matratze aber in jeder meiner Unterkünfte sehr hart und unbequem, daran musste ich mich erst gewöhnen. Osaka habe ich als eine extrem junge und hippe Stadt wahrgenommen. Die bekannteren Viertel wie der Dotombori District oder die Shoppingstreet sind sehr lebendig, natürlich auch viele Touristen, aber definitiv trotzdem wert. Außerdem gibt es dort unglaublich viel Auswahl was japanische Essen angeht. Das Osaka Castle im Stadtzentrum ist außerdem auch wunderschön und ich stells mir noch schöner vor wenn die Kirschblüten dann auch tatsächlich blühen ;). Weiteres habe ich einen Tagesausflug nach Nara gemacht. Leider hat mir dieser nicht sehr viel Freude gebracht, denn die Hauptattraktion dieses Ortes sind Rehe die sich verbeugen. Allerdings geben die Besucher kaum, oder so gut wie gar nicht auf die Rehe acht, möchten nur schnell ihr Selfie machen und dann wars das wieder. Ich finde es moralisch schon sehr verwerflich Tiere auf diese Art und Weise als Touristenattraktion zu veranschaulichen, aber man kann zusätzlich noch relativ günstig essen für sie kaufen, was ich absolut nicht okay fand. Und wie schon gesagt der Umgang, den die Leute mit den Tieren hatten, war alles andere als menschlich, daher war für mich meine Ausflug nach Nara auch gleich wieder vorbei. Osaka find ich aber ansonsten echt eine tolle Stadt und kann man sich auf jeden Fall anschauen. 

Shoppingstraße Osaka

Tokio: 

Von Osaka gings dann wieder mit dem Shinkansen weiter nach Tokio. Angekommen habe ich erstmal in mein Kapselhotel eingecheckt und das Preisleistungsverhältnis hat dort auch einfach gestimmt. In einer echt tollen Lage hatte ich meine private kleinere und saubere Kapsel mit echt tollen Badezimmern etc.  Find ich schon ein ziemlich cooles Konzept. Am ersten Tag gings für mich gleich nach Shibuya zur weltbekannten Kreuzung. Denn Leuten zuschauen wie sie über die Straße gehen ist eigentlich echt sehr unterhaltsam und gleich dort hat mich Tokio sehr beeindruckt mit seiner Modernität. Außerdem befindet sich in Shibuya auch noch eine Straße mit ca. 100 Kirschblütenbaumen und man mags kaum glauben, dieses Mal war ich sogar zur Vollblüte vor Ort.

Vollblüte in Shibuya

Aber das Warten hat sich gelohnt, denn die Blumen sind wirklich einfach außergewöhnlich schön. Ungewöhnlich wenig Menschen befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf der Straße, weshalb ich auch an paar gute Bilder machen konnte. Nachdem ich den ganzen Nachmittag Shibuya erkundet hatte, gings mit einem Zwischenstopp im Ginzaviertel am Abend für mich in ein digitales Kunstmuseum: Timelabs Borderless. Ganz eine neue Erfahrung für mich aber definitiv etwas ganz Tolles. Danach bin ich noch auf den Rooftop eines Hochhauses hochgefahren und hatte dort einen tollen Blick auf den Tokyo Tower. 

Toyko Tower

Mein zweiter Tag war voll gefüllt mit Kirschblüten. Da des die ersten Tage der Hochblüte war, waren die Hauptspots total überfüllt wodurch ich es nirgends wirklich lange aushielt. Dennoch bin ich durch die Stadt gefahren und habe einige Spots abgeklappert und zusätzlich war ich noch in einem jüngeren und etwas hipperen Viertel Harajuku Tokios unterwegs. Am Tag darauf gings dann am Abend ins Shinjuku Viertel, das Partyviertel Tokios. Unglaublich viel zu tun dort, doch mir hat es eher die Katzenillustration auf der Hauptstraße angetan. Am nächsten Tag hatte ich eigentlich einen Daytrip zum Mount Fuji geplant, allerdings habe ich diesen dann nicht gemacht, da mir das sonst zu viel gewesen wäre. Stattdessen bin zum Tokio Harbour gefahren und habe dort einen wunderschönen Tag in der Sonne verbracht.

Die Straßen Tokios

Meine anderen Tage waren noch gefüllt mit gutem Essen, dem Asakusaviertel mit viel Kultur, das Hochfahren auf das 3. höchste Gebäude der Welt - dem Tokio Skytree und ganz vielen Ramen. Dann gings auch schon weiter. Dennoch wird Tokio, bzw. die größte Stadt der Welt immer einen Platz in meinem Herzen tragen, denn zusätzlich zu ihrem eigentlich schon tolle Charme, guten öffentlichen Verkehrsmitteln und leckerem Essen erstrahlte die Stadt gerade so in Kirschblüten. Auch ein weitere Punkt warum ich die Stadt so mochte war das extrem hohe Sicherheitsgefühl, das ich später auch in den USA vermissen werde. In Tokio ist jede Ecke etwas anderes aber es macht unglaublich viel Spaß die verschiedenen Viertel zu erkunden. 

Tokyo SkyTree

Fortbewegung:

Grundsätzlich sind die Highspeedzüge schon etwas Schönes, nur leider mittlerweile auch sehr teuer. Mich haben dreimal Shinkansen fahren ca. 200€ gekostet, der 7- Tage Pass kostet mittlerweile umgerechnet 300€. Preisvergleich mit einem One Country Pass von Interrail daher eher schwierig. Außerdem ist das ganze Ticketkonzept finde ich etwas kompliziert und nicht wirklich durchdacht. Auch wenn man das Ticket im Vorhinein Online kauft, muss man es trotzdem noch bei einem Schalter oder einer Maschine, von denen es an den Bahnhöfen viel zu wenige gibt und man immer anstehen muss, ausdrucken. Sobald man aber eine Digitale IC Karte am Handy hat (Sucia Card zb) kann man seine Shinkansentickets darauf laden und somit spart man sich das anstehen. Dennoch man hat unglaublich viel Platz und Komfort in den Zügen und zum Beispiel von Tokio nach Osaka kommt man in 3h30 statt 8h, die Google mit dem Auto anzeigt. Einen Komfort den man sich schon mal gönnen kann. 

Das U-Bahn System in Japan ist durchaus schon etwas älter, es kommt aus der Zeit des großen Wirtschaftlichen Aufschwungs. Dennoch die Pünktlichkeit ist nicht zu übertreffen. Ich hatte nur einmal eine Situation, dass eine Straßenbahn ca. 5 Minuten zu spät war und da wurden die Japaner doch alle schon etwas nervös. 

Fazit: Ist es die Kirschblüte wert?

Grundsätzlich ja.

Wenn man vor eine Straße steht voll von diesen Bäumen, die Sonne scheint und der Himmel blau erstrahlt, dann ist es es definitiv wert. Leider hatten aber natürlich auch ganze viele Besucher Japans heuer großes Pech, da sich ja die Hochblüte verspätet hatte. Damit muss man immer rechnen. Ich würde mal sagen, wenn man alles für genug bucht, bekommt man auch noch faire Preise, dann lohnt sich es definitiv das Risiko einzugehen, dass man sie vielleicht nicht sieht. Allerdings tut ich mich etwas schwer damit die sogenannten „Cherry Blossom Prices“ zu rechtfertigen. Hotels/Hostels verlangen gern mal den doppelten oder dreifachen Preis für ihre Betten und das obwohl die Bäume dann nicht mal blühen. 

Was man sich natürlich auch noch bewusst machen muss, ist das in Japan extrem viele Menschen auf extrem kleinen Raum leben. Daher kommt es relativ schnell zu großen Menschenansammlungen, überfüllten U-Bahnen und längeren Wartezeiten. Zusätzlich dann noch der Massentourismus der Kirschblüte und schon fühlen sich Menschen mit Klaustrophobie nicht mehr ganz so wohl. Jeder der allerdings gut mit Menschenmassen klarkommt wird in Japan sonst kein Problem haben.

Alles in allem ist Japan aber in wirtschaftlicher, kultureller, kulinarischer und geschichtlicher Hinsicht ein extrem interessantes Land und das ist an jeder Ecke spürbar. Zusätzlich sind Japaner auch oberflächlich sehr freundlich, was ich von Koreanern nicht behaupten kann. Es würde nie jemand mit dir Smalltalk anfangen, aber wenigstens Verurteilen sie dich nicht für dein Existenz. Das Land erhält definitiv eine Empfehlung von mir!

Wie es mit Japans Wirtschaft und Gesellschaft weiter gehen wird, wird sich in den nächsten Jahrzehnten zeigen, fest steht aber das sich dort sich auch einiges ändert bis dahin aber viel Spaß bei eurem Japantrip!

Danke dass du es soweit geschafft hast!


Tschüssi,

Valentina